Low Stress Training für deine Cannabispflanzen

Je älter Cannabispflanzen werden, desto stärker verändert sich ihre Optik. Die Blätter werden zunehmend dicker und buschiger und erinnern weniger an ein Ahornblatt und eher an die Form eines Weihnachtsbaums, der nach oben spitz zuläuft. Das verdichtete Blattwerk hat allerdings auch Nachteile für die Cannabispflanze. So gelangt zum Beispiel immer weniger Licht an die unteren Blätter. Die Lösung für dieses Problem ist Low Stress Training (LST), und in diesem Beitrag möchte ich dir erklären, was es damit genau auf sich hat.

Was ist Low Stress Training?

Low Stress Training (LST) wird von Growern eingesetzt, wenn entweder die Ernte maximiert werden soll oder es generell um die Manipulation der Form der Cannabispflanze geht. LST entwickelte sich aus der jahrhundertealten Praxis, Cannabispflanzen zu kultivieren und zu beschneiden. Auf diese Weise wurden bereits im Alten Ägypten Feigenbäume dazu trainiert, an Wänden entlangzuwachsen. Andere Methoden finden sich durchweg in der gesamten Geschichte des Gartenbaus. Speziell in der Graszucht wird Low Stress Training meist genutzt, wenn Indoor Growing betrieben wird.

Von der Methodik her ähnelt LST dem Kultivieren von kleinen Bonsai-Bäumen, bei der die Form der Cannabispflanze dem Willen des Gärtners unterworfen wird. Es wird gebogen und manipuliert, um damit verschiedene Ziele zu erreichen:

  • Die Höhe der Cannabispflanze wird kontrolliert.
  • Die Form und Größe der Cannabispflanze wird kontrolliert.
  • Der Lichtfall wird kontrolliert.

LST erlaubt Growern, auf limitierten Raum- und Licht-Ressourcen die maximale Leistung herauszuholen.

Die Geschichte von Low Stress Training

Nicht nur die Cannabispflanze, sondern auch andere Cannabispflanzenarten entwickeln größere Knospen an der Oberseite und gelangen so zu einer pyramidenartigen Form. Über Jahrhunderte haben Menschen deshalb das Low Stress Training entwickelt, Cannabispflanzen beschnitten und gebogen und unterschiedlichste Methoden angewandt. Ziel war es, vorhandenes Licht, den Raum und alle anderen Ressourcen optimal zu nutzen. Im 17. Jahrhundert wurde damit begonnen, Obstbäume in langen Reihen anzupflanzen, die alle sehr durchdacht zugeschnitten wurden. Das erlaubte eine größere Ernte und ansprechendere Landschaften.

Wie funktioniert Low Stress Training?

LST bedeutet kaum Stress für die Cannabispflanze. Im Gegensatz zu High Stress Training, bei dem oft ganze Äste der Cannabispflanze abgeschnitten werden, verläuft Low Stress Training deutlich weniger invasiv. Das Vorgehen ist sanfter und die Cannabispflanze benötigt weniger Zeit, um sich wieder zu erholen. Das Risiko beim LST ist minimal und wird von den Cannabispflanzen mit gesünderem und stärkerem Wachstum sowie größeren Knospen belohnt.

So funktioniert LST bei Cannabispflanzen

Für den Anfang solltest du damit beginnen, die apikale Dominanz der Cannabispflanze zu reduzieren. Apikaldominanz ist dafür verantwortlich, dass eine Cannabispflanze wie beispielsweise die Sonnenblume beim Wachstum kaum Seitenknospen ausbildet und stattdessen in die Höhe wächst. Beginne damit, den Stamm deiner Cannabispflanze sanft nach unten in Richtung des Topfrandes zu biegen. Du kannst dafür dicken, mit Gummi ummantelten Draht oder Wolle nutzen. Hast du ein Loch in den Topf gebohrt, kannst du Draht oder Garn hier befestigen. Du hast auf diese Weise bereits die Grundlage für künftiges horizontales Wachstum gelegt. Mehr Licht wird die Seiten deiner Cannabispflanze treffen, und du wirst als Konsequenz eine höhere Ernte erzielen.

Beim LST solltest du langfristig darauf achten, alle Äste auf einer Höhe zu haben. Konzentriert die Cannabispflanze alle Energie auf einzelne Auswüchse, kannst du auch diese zur Seite biegen, um auch weiterhin für eine gleichmäßige Lichtverteilung zu sorgen. Du solltest dich an der Form orientieren. Bricht versehentlich ein Ast ab, erholt sich die Cannabispflanze in der Regel ohne Probleme.

LST ist nicht nur für den Grow-Room

LST ist nicht ausschließlich für Indoor Growing geeignet. Die Geschichte der Gartenbau-Technik zeigt, dass sich nicht nur Cannabispflanzen im Grow-Room manipulieren lassen. Teste dein neues Wissen über LST zum Beispiel beim Gemüseanbau oder für andere Cannabispflanzen.

Warum du mit Low Stress Training beginnen solltest

Starte den Prozess so früh wie möglich. Sobald der Steckling mit der Wachstumsphase beginnt, sollten erste Maßnahmen begonnen werden. Ansonsten ist das Risiko, dass Äste brechen, zu hoch. Bevor du mit LST beginnst, sollte die Cannabispflanze eine ausreichende Größe erreicht haben. Im Idealfall ist deine Cannabispflanze noch jung und der Setzling hat erste Blätter gebildet.

Topping

Beim Topping wird die Spitze deiner Cannabispflanze abgeschnitten. Auf diese Weise soll ebenfalls die apikale Dominanz gebrochen werden, sodass zukünftig mehr Seitentriebe ausgebildet werden. Die Cannabispflanze wird kürzer und breiter und bildet mehr Äste aus. Gerade beim Indoor Growing hat das den Vorteil, dass die Cannabispflanzen eine handlichere Größe erhalten und einheitlicher sind. Wende Topping an, sobald die Cannabispflanze etwa vier Blattknoten hat, und schneide die Spitze mit einer scharfen Schere ab.

Netting

Beim Netting wird ein Netz horizontal über den Cannabispflanzen gespannt, um einen flacheren Wuchs zu provozieren. Ziel ist es, dass die Cannabispflanzen das Licht effektiver nutzen können, und dadurch wird die Ernte gesteigert. Die Cannabispflanzen wachsen weniger in die Höhe, wodurch auch ein flacherer Grow Room genutzt werden kann. Platziere für das Netting ein Netz zur Unterstützung horizontal oberhalb deiner Cannabispflanzen im Grow-Room oder Grow-Zelt. Fixiere das Netz, sodass es nur noch wenig nachgibt. Platziere die Äste deiner Cannabispflanzen manuell unter dem Netz, um den Wuchs zu optimieren. Wann immer Äste aus dem Netz herausragen, kannst du diese per Hand wieder darunter platzieren. Für einen gleichmäßigen Wuchs solltest du anstreben, je einen Ast pro Öffnung im Netz wachsen zu lassen.

Häufig gestellte Fragen zum Low Stress Training für Cannabispflanzen

Low Stress Training verläuft sehr unterschiedlich, sodass nur wenige grundsätzliche Aussagen getroffen werden können. Im Folgenden habe ich jedoch besonders häufig gestellte Fragen beantwortet, die dir weiterhelfen können.

Welche Materialien sollten am besten verwendet werden?

Die gute Nachricht gerade für alle Einsteiger im Indoor Growing ist, LST muss nicht teuer sein. Gerade für den Anfang wirst du viele Materialien bei dir im Haushalt finden. Folgende Artikel eignen sich für die LST-Einkaufsliste:

  • Junge Cannabispflanzen
  • Gummibänder
  • Plastik-Clips
  • Schere
  • Duct Tape oder anderes stabiles Klebeband
  • Stabilisatoren wie Bambusstäbe oder Löcher und Ösen an den Pflanztöpfen
Welche Vorteile hat das Training für die Cannabispflanzen?

Ziel des Low Stress Trainings ist es, das Cannabispflanzenwachstum ohne große Stressauswirkungen zu steigern. Dazu gehört zum Beispiel das Biegen der oberen Zweige. Für Grower entsteht auf diesem Weg mehr Kontrolle über die Cannabispflanzen. Mit dieser Technik lässt sich die Ernte bei richtiger Ausführung mehr als verdoppeln.

Was tun, wenn ein Zweig abbricht?

Geschieht einmal ein Fehler, solltest du nicht sofort in Panik verfallen. In der Regel kannst du einen abgebrochenen Zweig problemlos mit etwas Duct Tape reparieren. Es entsteht dadurch nur wenig Stress für die Cannabispflanze, und eine solche Verletzung heilt meist schnell wieder ab. Wenn du deiner Cannabispflanze etwas Gutes tun möchtest, kannst du die Bruchstelle mit etwas Aloe Vera behandeln, um die Heilungschancen weiter zu steigern.

Zu welcher Jahreszeit sollte mit LSt begonnen werden?

Einen konkreten Beginn gibt es nicht. Den größten Effekt erzielst du, indem du schon mit Setzlingen beginnst. Sobald die Cannabispflanze das Wachstum weitestgehend eingestellt hat, kannst du mit der Manipulation aufhören. Du kannst zwar immer noch die Cannabispflanze biegen, um für bessere Lichtversorgung zu sorgen, es wird allerdings keinen Einfluss mehr auf zusätzliche Äste haben.

Wo kann der Draht befestigt werden?

Wenn du deine Cannabispflanzen biegst, musst du den Draht oder die Wolle auch irgendwo befestigen. Üblicherweise wird dafür der Topf genutzt. Dickerer Draht kann auch wie ein Hering im Boden verankert werden. Am besten funktioniert das ganze jedoch, wenn du deinen Topf mit Löchern an der Seite versehen und hier den Draht oder den Faden mit einem Knoten befestigst.

Welche Materialien werden für das Low Stress Training benötigt?

Das Ziel von LST besteht darin, die Cannabispflanze so sehr wie möglich zu formen und zu manipulieren, ohne dabei Stress zu erzeugen. Als Material eignet sich daher alles, was nicht zu scharfkantig ist. Dünner Eisendraht könnte die Cannabispflanze schneiden und dadurch den Stress erhöhen. Die meisten bevorzugen einen dickeren Draht mit Gummimantel. Aber du kannst hier auch ohne Probleme kreativ werden. Bringe Wolle zum Einsatz, nutze Pfeifenreiniger, Fäden, Aufhängungen und andere Vorrichtungen zum Erreichen deiner Ziele.

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